Olympique Marseille ist der erste Sieger der Champions-League-Geschichte, doch vom Glanz vergangener Tage ist der Traditionsverein weit entfernt. Das Team von Andres Villas-Boas hat einen Negativrekord eingestellt.
Marseille feiert durch Basile Boli ersten Champions-League-Titel
Die Königsklasse wird in ihrer aktuellen Form seit 1992 ausgetragen. Als Nachfolge-Wettbewerb des Europapokals für Landesmeister entwickelte sich die Champions League schnell zum Fußball-Aushängeschild, das weltweite Aufmerksamkeit genießt. Marseille feierte 1993 im Münchner Olympiastadion den ersten Titel, als Basile Boli für Olympique gegen den AC Milan zum 1:0-Sieg traf.
Mit Spielern wie Torhüter Fabien Barthez, Rudi Völler, Didier Deschamps, Abédi Pelé oder Marcel Desailly bot der 2004 verstorbene Coach Raymond Goethals ein echtes Star-Ensemble auf. Doch von ähnlichen Erfolgen oder einem vergleichbaren Kader kann Marseille 2020 nur träumen.
Gehobenes Mittelmaß in der Ligue 1
2019/20 feierte l’OM den bisher letzten Meistertitel – und seitdem ist nicht mehr viel zusammengekommen. Zwischen 2014/15/ und 2019/20 verpasste der aktuelle Tabellenvierte der Ligue 1 jedes Jahr die Qualifikation zur UCL. Deshalb feierte die Auswahl von Villas-Boas ausgelassen die Teilnahme zur Gruppenphase. Nach drei Gruppenspieltagen scheint es allerdings der Fall zu sein, als hätten sich die Franzosen zu früh gefreut.
„Um in der Champions League scheiße zu sein, muss man sich erst mal für die Champions League qualifizieren. Das haben wir getan und wir sind scheiße“, platzte es aus dem portugiesischen Coach. Der 43-Jährige ist seit Sommer 2019 für die Mannschaft verantwortlich, doch einen vergleichbaren Tiefpunkt wie nach dem 0:3 Beim FC Porto hatte er selten erlebt. In der Gruppe C verlor Marseille gegen Favorit Manchester City (0:3), Olympiakos Piräus (0:1) und eben Porto.
Olympique Marseille hat eigentlich die nötigen Pferdestärken
Es ist gewiss nicht der Fall, dass OM einen zu schlechten Kader hätte. Mit Florian Thauvin (27) oder Torhüter wie Kapitän Steve Mandanda (35) stehen Weltmeister von 2018 im Kader, mit Boubacar Kamara (20) oder Duje Caleta-Car (24) vielversprechende Kicker, die noch auf den großen Sprung hoffen. Mit Dimitri Payet (33) gibt es außerdem einen Star, der aus verschiedenen Grünen den Sprung in die Weltklasse nie geschafft hat.
Vielmehr hat Marseille ein Problem damit, die nötigen PS auf die steinige Champions-League-Straße zu bekommen. Das merkt sich nämlich vehement auf die Offensive aus: Payet verschoss in Porto einen Strafstoß, weshalb der 1993er-Champion als einzige Mannschaft der Gruppenphase noch kein einziges Tor erzielt hat.
Gegen Porto den alleinigen Negativrekord verhindern
Mit Blick auf die anstehenden Aufgaben wäre es vermessen, noch an das Weiterkommen zu glauben. Olympique Marseille hat die vergangenen zwölf aufeinanderfolgenden Partien in der Königsklasse allesamt verloren. Damit wurde der Negativrekord des RSC Anderlecht (2003 bis 2005) eingestellt. Am 25. November stehen für die Auswahl von Villas-Boas daher gleich mehrere Aufgaben auf der Tagesordnung: Tor(e) schießen, Punkt(e) holen und so den trostlosen Bann brechen.
Denn eigentlich war Olympique Marseille auf dem Vormarsch, auch wenn davon auf internationaler Bühne nicht wirklich etwas zu spüren ist.